Freitag, 24. März 2017

Was passiert, wenn wir unsere Illusionen loslassen? (Teil2)

Im ersten Teil haben wir erörtert, was genau eine Illusion eigentlich ist. Nun wollen wir uns der zentralen Frage widmen:
"Was passiert, wenn wir unsere Illusionen loslassen?"
Wie ihr an den vorangegangenen Zitaten vielleicht bemerkt habt, ist die Antwort auf diese Frage wirklich sehr umstritten.

Manche sind der Meinung, man solle seine Illusionen aufgeben, das sei sogar der Sinn des Lebens, wiederum andere meinen, man könne ohne Illusionen nicht mehr richtig leben, würde zusammenbrechen, es nicht verkraften.

Was davon stimmt jetzt?

Ich persönlich glaube, dass jeder Mensch ganz individuell darauf reagiert, wenn er seine Illusionen loslässt. Außerdem kommt es auch ganz auf die Situation sowie die Art der Illusion an. Wenn man sein ganzes Leben seinen Halt im Glauben an griechische Götter hat und durch irgendein Ereignis einem dieser Glaube plötzlich genommen wird, kann das schon tragische Folgen haben. Ja, es könnte sogar bis hin zum Selbstmord führen.

Andererseits, wenn man in der Illusion gelebt hat, vor seinem Fenster würde ein Ahornbaum stehen, man aber nun belehrt wird, dass das eine Eiche ist, ist das - in den meisten Fällen zumindest - nicht sonderlich schlimm.

Sagen wir es so: Wenn das ganze Leben auf Illusionen aufbaut, man von den Grundsätzen her in Illusionen lebt und einem diese dann genommen werden - dann ist es schlimm.
Aber bei eher oberflächlichen Angelegenheiten wie dem Baum vor dem Fenster wohl eher nicht.

Was ich persönlich jedoch weiter vermute, ist, dass man teilweise gar nicht von seinen "Illusionen" befreit werden kann, vorallem, wenn man sein ganzes Leben auf diesen aufbaut. Je wichtiger sie einem sind desto stärker wird man sie verteidigen und nichts anderes zulassen, was sie auch nur ansatzweise zerstören könnte.

Wieso aber sind nun manche der Meinung, der Sinn des Lebens sei es, sich von Illusionen zu befreien?
Diese Frage lässt sich leicht beantworten: Menschen brauchen immer ein Ziel, etwas, an das sie sich klammern können. Wenn Menschen kein Ziel finden können, kreieren sie sich eins. So beispielsweise das Ziel, die Realität zu erfahren, die absolute Wahrheit.
Aber, wie Walter Ludin sagte, ist es die größte Illusion, wenn man meint, keine zu haben.
Folglich ist es auch eine Illusion, dass es der Sinn des Lebens ist, sich von Illusionen vollkommen zu befreien, da eben dies nicht möglich ist und somit das Leben wieder sinnlos wäre.

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Exkurs: Wie ich auf dieses Thema gekommen bin:

Ich hatte mal ein sehr gutes Verhältnis zu einer Frau, die an Astrologie und solche Sachen glaubte. Da das nicht meinem Glauben entsprach, hatte ich das Gefühl, ich müsse sie aus ihren meiner Meinung nach Illusionen befreien. Ich habe so lange nach Argumenten und Logikfehlern in der Astrologie gesucht. Als ich dann mit ihr darüber geredet habe, habe ich schnell gemerkt, dass es ein großer Fehler ist, Menschen ihre Illusionen nehmen zu wollen. Wenn ihr Leben darauf aufbaut, ist es sogar das Schlimmste, was man machen kann.
Als ich das für mich realisiert habe, habe ich sofort aufgehört und eins gelernt:
Toleranter gegenüber dem Glauben anderer zu sein. Ich könnte genau so gut in Illusionen leben wie sie, und selbst wenn, wer möchte schon freiwillig einer anderen Person, die einem wichtig ist, den Halt nehmen? Sicherlich niemand.

Ich hoffe euch hat dieses Thema gefallen.
Ihr könnt gerne eure Erfahrungen mit Illusionen unten in die Kommentare schreiben oder einfach allgemein eure Meinung zu dem Ganzen:)

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